Im digitalen medizinischen Bereich gibt es diverse Standards, die ich in diesem Artikel bereits vorgestellt habe. Häufig ist es jedoch notwendig, die Optionen eines Standards einzuschränken, weil sie wie z.B. HL7 oder DICOM schlicht zu viele Optionen bieten, die es für Hersteller schwierig machen, Interoperabilität herzustellen.
Das IHE (Integrating the Healthcare Enterprise) ist ein technisches Framework für die Implementierung etablierter Nachrichtenstandards, um spezifische klinische Ziele zu erreichen. Es nutzt vorhandene Standards (HL7, HL7-CDA, DICOM, LOINC, SOAP + Prozessbeschreibung), um im Kontext eines Geschäftsprozesses Interoperabilität zu erzielen. IHE ist so etwas wie ein „Meta-Standard“ und bietet sog. Integrationsprofile. Es ist workflow-, prozess- und transaktionsorientiert und zielt immer auf die interoperable Kommunikation medizinischer Informationen im Kontext klinischer Prozesse ab.
Wir unterscheiden zwei Arten von Profilen, um Optionen eines Standards einzuschränken:
Schränkt den Standard ein, aber bietet weiterhin Optionen. Beispielsweise Standards für Länder oder Hersteller-Profilierungen.
Dieses Profil hat feste Vorgaben für alle Optionen und lässt keine Wahlmöglichkeit mehr. Ein Beispiel ist die EFA2.0-Spezifikation.
Die Aussage "Das Produkt ABC setzt den HL7-Standard um" ist nicht aussagekräftig. Interessant ist lediglich die Dokumentation darüber, welche Profile und Optionen unterstützt werden!
Übersicht der wichtigsten Profile
Profil | Beschreibung | Erklärung |
IHE-PIX | Patient Identifier Cross-Referencing | Einrichtungsübergreifende Identifikation/Referenzierung eines Patienten anhand seiner Patienten-ID. Patienten haben in versch. KHs oder sogar in versch. Abteilungen untersch. Identifier. Der PIX-Manager verwaltet diese Identifier in einem Master Patient Index (Stellt in der XAD eine eindeutige XAD-PID zur Verfügung) |
IHE-PDQ | Patient Demographics Query | Suche nach einem Patienten anhand seiner persönlichen Daten mit der Transaktion IHE ITI-21 in HL7. |
IHE-XDS.b | Profilfamilie, "Cross-Enterprise Document Sharing" | Dient dem einrichtungsübergreifenden Austausch medizinischer Dokumente. Mehr dazu siehe weiter unten in diesem Artikel. |
IHE-XDS-I | Document Sharing for Imaging | Einrichtungsübergreifender Austausch med. Dokumente bzw. Bilder, z.B. aus der Radiologie. Unterstützt eine DICOM-Integration. Die "normale" Document Source wird durch eine Image Document Source ersetzt. |
IHE-XDM | Cross-enterprise Document Media Interchange | Kommunikation direkt zu Sender und zu Empfänger über den Patienten
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IHE-XDR | Cross-enterprise Document Reliable Interchange | Kommunikation direkt zu Sender und zu Empfänger
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IHE-MHD | Mobile Health Devices | Das IHE-MHD-Profil wird für den mobilen Zugriff auf medizinische Dokumente benutzt. Es unterstützt mobile Geräte, wie Tablets z.B. für mobile Visite oder den Zugriff des Patienten auf seine elektronische Patientenakte. |
IHE-XCA | Cross Community Access | Einrichtungsübergreifende Zugriffsverwaltung |
IHE-ATNA | Audit Trail and Node Authentication | Sicherheitsaspekte wie Userauthentifikation und Logging von Zugriffen und Anfragen |
IHE-DSUB | Document Metadata Subscription | Erlaubt das Matching von Metadaten beim Einstellen eines neuen Dokuments eines Patienten und liefert eine Bestätigung zurück. |
Die IHE-XDS.b - Profilfamilie
Das Profil realisiert die Registrierung, Speicherung und den Abruf von sog. Submission-Sets (Ordner mit mehreren Dokumenten) innerhalb einer XDS-Affinity-Domain. Eine XDS-Affinity Domain (XAD) bezeichnet die Document Registry und alle daran angeschlossenen Akteure. Äquivalente Bezeichnungen sind XDS-Umgebung oder XDS-Installation.
Nutzer dieser Profile sind z.B. Gruppen von KHs/Arztpraxen, die gemeinsame Policies verwenden bezüglich der Patientenidentifikation, Datenschutzmaßnahmen oder Authentifizierungs- und Zugangsmodalitäten.
- Liefert Dokumente und Metadaten an das Repository
- Sucht nach Dokumenten in der Registry und ruft sie ab
- Speichert Dokumente
- Speicherort lokal im KH (kann sich aber auch woanders befinden)
- Registriert Dokumente in der Registry
- Liefert abgerufene Dokumente anhand ihres Identifiers
- Speichert die Metadaten der Dokumente
- Unterstützt Suchabfragen mit Hilfe der Patientenidentifikation
- gibt es immer nur einmalig
- Liefert die eindeutige Patienten-ID